Zukunft gestalten: Aber wie doch gleich?

Die Zukunft hängt am seidenen Faden. Aber als Gesellschaft sind wir viel zu wenig mutig, um das einzusehen und entsprechend zu handeln. Schade eigentlich, oder? Es wird Zeit, dass wir uns positiv damit auseinandersetzen, wie wir in Zukunft leben wollen. Die spannende Frage dabei ist doch dann: Wie soll das gehen? Es wurde viel zerstört, viel verschlafen, vieles versäumt. Kann das endlos so weitergehen? Ich hoffe nicht, aber gleichwohl bin ich skeptisch, dass wir den Wettlauf gegen die Zeit annehmen wollen.

Was bedeutet Zukunft?

Deutschland hatte gewählt. Klar ist nicht viel. Aber was bedeutet das denn für die Zukunft? Hilft es irgendwem, genau so weiter zu machen wie bisher? Ich bin skeptisch. Das Wort „Zukunft“ kommt aus dem Lateinischen. Es ist das Kommende, das, was der Gegenwart nachfolgt. Im Lateinischen ist es „Adventus“. In der Bibel reden sie davon, dass es das „Herabkommen Gottes“ ist. Ja, so fährt der Uhle hier auf. Die Bibel! Muss der Uhle verzweifelt sein!

Ehrlich, wenn ich mir so manches Ergebnis anschaue, dann kann man verzweifeln. Aber bleiben wir mal bei dem Begriff der Zukunft. Mir geht es dabei nicht um irgendwelche Hirngespinste aus der Science Fiction Literatur oder um die feuchten Träume irgendwelcher abgehobener Milliardäre. Es geht mir ganz pragmatisch darum, was die Zukunft bringt und wie sie aussieht. Was hinterlassen wir unseren Kindern und ihren Kindern? Wie schaut die Zukunft mal auf die jetzige Gegenwart zurück?

Die vergangenen Monate und Jahre haben uns doch gezeigt, dass das, was mir immer vorgeworfen wird, nämlich Alarmismus, gar nicht so weit hergeholt ist. Die Frage, die sich mir immer stellt, ist dann: Ich habe vielleicht noch 30, 40 Jahre auf diesem Planeten, wenn ich Glück habe. Meine Tochter aber bedeutend mehr. Sie muss mit dem Dreck noch länger leben, den unsere Generation ihr hinterlässt. Kann ich das denn verantworten?

Wir müssen doch irgendeine Idee haben, was wir unseren Kindern und Enkeln hinterlassen. Es reicht doch nicht, die eigenen Pfründe zu verteidigen. Ich habe mal gelernt, dass das, was ich heute verbocke, morgen einen Einfluss haben kann. Sagt mir mal, ob das so komplett falsch ist. Wenn heute Schmutz in eine Wunde kommt, kann diese morgen entzündet sein. Ist das so komplett irre? Verbreite ich hier wieder Alarmismus? Ehrlich, haut es mir mal um die Ohren.

Was haben wir getan?

Mir geht es gar nicht so sehr nur um die Umwelt, wobei das Thema natürlich allgegenwärtig ist und uns als Gesellschaft noch sehr teuer zu stehen kommen wird. Aber was haben wir eigentlich getan, als wir gewählt haben? Wahlen sind immer eine Wette auf die Zukunft. Ich habe irgendwo den klugen Satz gelesen: Wähle nie als Person, die du bist, sondern als Person, die du in vier Jahren sein willst. Was wollen wir also als Gesellschaft? Was haben wir der nahen Zukunft mit der Wahl angetan?

Wenn ich mich hier in Sachsen umschaue, wird mir regelrecht schlecht. Bis auf wenige Ausnahmen sind alle Wahlkreise an die AFD gegangen. Jetzt können wir natürlich hergehen und dieses Bundesland als „Nazi-Land“ hinstellen. So einfach ist es aber nicht. Der Laden, der hier mehrheitlich gewählt wurde, darf sich über diese Beschimpfung nicht wundern. Aber die Bevölkerung ist mehrheitlich keineswegs rechtsradikal. Zumindest nicht mehr als woanders in Deutschland.

Das Problem liegt hier bei der Union auf Bundesebene. In Mitteldeutschland haben die Länderchefs der CDU davor gewarnt, so zu agieren, wie es die Bundes-CDU getan hat. Der Bundes-CDU war es egal. Dass die mitteldeutschen Länderchefs jetzt nicht mehr beim Machtpoker der Bundes-CDU mitspielen wollen: Wer will es ihnen verdenken? Aber so steht halt hierzulande fest: Eine nach Rechtsaußen offene Partei wird dem Kasperletheater der Union vorgezogen.

Die sollte sich nun aber fragen: Was haben wir getan? In Sachsen ist der blaue Laden besonders weit rechtsaußen angesiedelt. Deshalb habe ich mich auch entsprechend in den sozialen Netzwerken positioniert. Ich denke nach wie vor nicht, dass Sachsen nun besonders rechts ist, da die AFD auch hier verloren hat. Und zwar in absoluten Zahlen wesentlich mehr als in anderen Bundesländern. Das hilft aber nicht dabei, die Zukunft hier zu gestalten, denn dazu muss man offen für neues sein.

Und was machen wir jetzt daraus?

Genug geschimpft. Deutschland, Europa und die Welt stehen vor gigantischen Aufgaben. Es ist daher sinnlos, sich über gehabtes zu echauffieren. Wie weit sind wir denn mit der Digitalisierung? Was machen wir mit der Umgestaltung der Wirtschaft? Wie sieht unsere Gesellschaft in 20 Jahren aus? Haben unsere Kinder und Enkel überhaupt noch einen bewohnbaren Planeten? Das sind alles Fragen, die gestellt werden müssen. Und die Antworten darauf dürfen nicht so lang auf sich warten lassen.

Es ist doch schon mal gut zu sehen, dass die Wiese bei mir vor dem Haus dieses Jahr sattes Grün zeigt. Das war die letzten Jahre nicht so. Auch, dass ich problemlos von Zuhause aus arbeiten kann, weil die Digitalisierung zumindest in meiner Firma und in meiner Stadt nicht komplett gegen den Baum gefahren wurde, ist gut so. Das verblasst aber augenblicklich bei dem Gedanken daran, dass ich eben aus der Stadt Leipzig erzähle. In „Posemuckel“, wie man so „letzte Nester“ nennt, kommt dennoch kein Bus.

Wir reden alle von einer Umgestaltung der Gesellschaft. Das macht aber vielen Menschen Angst. Natürlich haben sie Schiss vor der Zukunft. In einer Großstadt sind die Sorgen andere als in einem kleinen Dorf. Und soweit ich das beurteilen kann, hat es keine Partei geschafft, die Sorgen und Nöte aller gleichermaßen anzusprechen. Dann muss ich aber ganz ehrlich sagen: Wenn es die Lenker des Staates nicht können, müssen das die Dienstleister machen. Wer denn sonst?

Können wir das schaffen?

Also: Wir halten mal fest, dass die mehrheitlich westlich dominierte Bundes-Union keinen blassen Schimmer davon hat, wo im Osten der Schuh drückt. Und man hat auch den Eindruck, dass es ihr egal ist. In Sachsen hat man der Bundes-CDU die Gefolgschaft entzogen, sie aber nicht gleichzeitig der AFD gegeben. Hier fehlt die Fantasie, dass die Konsorten um Armin Laschet eine Idee haben, was denn aus Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern in Zukunft werden soll.

Es war zumindest hier im Osten – und vor allem in Sachsen – eine Wahl gegen Armin Laschet. Beim Bundeswahlleiter sieht man, dass CDU, AFD und DIE LINKE zum Teil enorm verloren haben, SPD, FDP und Grüne zum Teil enorm gewonnen haben. Es war keine Wahl gegen Michael Kretschmer, wie man an der letzten Umfrage vor der Wahl sieht. Bevor man also auf Sachsen zeigt, muss man das Alles genau einordnen. Ich bin nicht glücklich damit, aber daraus müssen wir jetzt etwas machen.

Deutschland ist immer gut damit gefahren, die Wirtschaft anzukurbeln. Das ist eine Erfinder- und Gründer-Nation. Selbstverständlich muss das auch bei der Transformation der Gesellschaft in Richtung Zukunft so weitergehen. Dazu muss ein großer ökologischer Ansatz gelten. Und am Ende darf keiner zurückbleiben. Wenn man das in eine Art Leitmotiv buchstabieren kann, kann es Deutschland schaffen. Das sehe ich jetzt nicht mal als Witz.

Wir müssen positiv sein. Die Zukunft wartet halt nicht. Wir haben allerdings die Wahl als Gesellschaft, wie viel wir daran mitgestalten wollen. Es hat niemand gesagt, dass es einfach wird. Und hier hätte ich mir einen Wahlgewinner gewünscht, der dann mit Zuversicht und Weitsicht vorangeht. Diesen gab es niemals zur Bundestagswahl. Also müssen wir als Gesellschaft unseren Teil beitragen, dass es dennoch eine gute Zukunft gibt. Ich denke, darauf sollte jeder Bock haben, oder?

One Reply to “Zukunft gestalten: Aber wie doch gleich?”

  1. Hi Henning,
    mal ganz ab vom Wahlergebnis, welches ich in dieser Art fast erwartet hatte, bleibt in Deutschland alles wie es ist und irgendwie wird wieder weiter gewurschtelt ohne auf die Umwelt Rücksicht zu nehmen, denn man will ja nicht auf seine geliebten Lobby-Zuschläge verzichten – wenigstens so lange es nicht so heiß ist das beim atmen die Luft in den Lungen brennt. Bei dem Alter der Politiker, die sich zur Wahl stellten und die eh in spätestens 20 Jahren ihr Frühstück aus der Schnabeltasche lutschen, war ja klar, dass die keine Pläne über das Jahr 2050 hinaus machen.
    Der Bürger hätte die Wahl gehabt daran was zu ändern – aber mal ehrlich: traust Du der deutschen Bevölkerung zu, freiwillig auf seinen 3 Tonnen SUV zu verzichten, mit dem er seine Brötchen vom Bäcker an der Ecke holen muss?
    In meinem Freundeskreis herrscht die Meinung vor, dass erst mal die anderen Länder auf die Kohlekraftwerke verzichten sollen, bevor man hier auf die tolle Braunkohle verzichtet.
    Ja, kann man machen – dann wird sich eben nix auf diesem Planeten ändern und in 50 Jahren haben unsere Nachfahren eben die Arschkarte.
    Aber so ist der Mensch eben – für andere auf etwas verzichten, das passt ja so gar nicht mit dem gepflegten eigenen Egoismus zusammen. Mir sind die nachfolgenden Generationen wichtiger als meine eigene – in der laufen mir zuviele Vollidioten rum.
    Eigentlich hätte ich als kinderloser Single mit Ü60 auch so wählen können, wie alle anderen, die panische Angst um ihren „Wohlstand“ haben oder die Partei wählen, „die man schon immer gewählt hat“ – irgendeine große „Volkspartei“. Aber drauf geschissen – die Volksparteien haben den Namen nicht verdient, die SPD ist nicht sozial, die CDU nicht christlich orientiert und die FDP ist einfach nur Lobbyismus pur mit einem Phrasendrescher an der Spitze, dem sich beim ersten Regierungsauftrag ins Büxken macht. Lug,Trug und Verleumdung hat hat diesen Wahlkampf geprägt so dass ich jedesmal im Strahl kotzen konnte, wenn ich die Debatten im Fernsehen gesehen habe (was ich mir zum Schluß nicht mehr angetan habe).
    Bleib gesund
    CU
    P.

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