Die Wahrheit liegt immer im Auge des Betrachters. Das gilt vor allem bei den ganzen Plattformen, die wir immer als Social Media / soziale Netzwerke bezeichnen. Und ganz besonders gilt das beim Konsum von Nachrichten. Was dabei dann am Ende herauskommt, kann für jeden etwas anderes sein. Welche Nachrichten ich zu einem Thema angezeigt bekomme, müssen nicht die gleichen sein, die euch angezeigt werden. Und so gestaltet sich das Ganze dann auch im Hinblick auf die Wahrheitsfindung. Scheußliche Thema, ich weiß. Aber da müssen wir durch.
Was ist die Wahrheit?
Wenn wir uns so in den sozialen Netzwerken umschauen, fällt immer wieder auf, dass so ziemlich jeder seine eigene Sicht auf das Thema Wahrheit hat. Je mehr es die Möglichkeiten zur Informationsbeschaffung gibt, desto häufiger besteht auch die Gefahr, dass genau diese missbraucht wird. Deshalb sagt meine Frau immer, wenn es um irgendwelche Unterredungen oder Absprachen geht, von denen im Fernsehen erzählt wird: Wir wissen es nicht, denn wir waren nicht dabei. Und ja, da hat sie absolut Recht.
Also: Was ist die Wahrheit? Es ist etwas, was Bestand hat, was einfach mal zutrifft. Der Mensch lebt nun einmal nicht ewig. Wie jedes Lebewesen ist die Lebensdauer des Menschen endlich. Das ist nun einmal ein Fakt, der Bestand hat. Das ist Wahrheit. Wenn euch jemand irgendein Serum zur Verlängerung des Lebens andrehen will, heißt das dann ja nicht, dass ihr ewig lebt. Der Fakt hat dann also weiter Bestand. Das ist das, was ich damit meine.
Wenn dann jemand auf Facebook mit irgendeiner kruden Geschichte erzählt, dass die Wahrheit nun ans Licht kommen würde, frage ich mich immer: Hat sie denn bisher in einem dunklen Kellerverlies ihr Dasein gefristet? Vor allem bei irgendeiner Geschichte, die gerade noch so am Rand des Lächerlichen herum tanzt. Wenn das passiert, wirft man dann auch immer mit irgendwelchen halbgaren Webseiten um sich. Denn DIE DA OBEN wollen ja nicht, dass die SYSTEMPRESSE darüber erzählt. So in etwa.
Welche Rolle spielt Social Media dabei?
Ich bin immernoch der Meinung, dass wir prüfen sollten, was irgendwer uns vorsetzt. Wir können doch eh nicht auf den ersten Blick beurteilen, ob wir gerade die Wahrheit bekommen. In der Realität von Social Media ist es halt so, dass Nachrichten, Blogartikel, Schwurbelmeldungen, Witze, Satire und wissenschaftliche Abhandlungen immer gleich auf der gleichen Plattform aussehen. Wem kann ich denn da trauen? In der Informatik hat sich da ein Prinzip bewährt: „Zero Trust“, kein Vertrauen.
Wir müssen dazu in der Lage sein, unterschiedliche Quellen zu nutzen und zu beurteilen. Woher will ich denn wissen, wie sehr die BILD gelogen oder die Tagesschau die Wahrheit erzählt hat? Jeder kann daneben greifen. Einfach ungeprüft irgendwas zu verbreiten, ist eine blöde Idee. Dazu müssen wir die Inhalte aber auch lesen. Und daran scheitert es dann. Wie oft wurde ich schon nach irgendwas gefragt, was sich als reine Klickschlampen-Überschrift erwies?
Und dann ist es natürlich auch so, dass Social Media Inhalte gewichtet. Inhalte, die das Potential zur wilden Debatte und zum Streit und all das haben, stehen mehr im Scheinwerferlicht als – sagen wir mal – meine Blogartikel. Damit erreichen die Plattformen, dass die User länger dableiben und sie ihnen noch mehr Werbung und manipulatives Zeug um die Ohren hauen können. Und weil der Gesellschaft im Allgemeinen die Medienkompetenz immer mehr abhanden kommt, haben die Plattformen damit eben auch leichtes Spiel.
Wie löse ich das Dilemma?
Ich weiß, es klingt platt. Aber Anbietern wie der BILD werde ich niemals trauen können. Ich kann mich an eine Schlagzeile in den Neunzigern erinnern im Stile von „Vater erschlug Sohn, BILD sprach mit dem Opfer“. Mir geht es ja nicht darum, irgendwas kaputt zu reden. Aber ich würde mich immer fragen: Wer hat denn am meisten zu verlieren, wenn die Artikel nicht aufgerufen werden? Und da sind es die Medien, die sich durch Werbung und Klick-Zahlen finanzieren.
Und die müssen plakativ sein. Deshalb halte ich andere für etwas glaubwürdiger. Das heißt nicht, dass letztere dann die Wahrheit für sich gepachtet haben. Ich muss ja dennoch prüfen, ob das so stimmt. Am Ende spielt aber auch tatsächlich das Bauchgefühl eine Rolle. Und wer von irgendeinem Inhaltsanbieter her die Wahrheit beugt und das bewusst tut und damit Menschen manipuliert, rüttelt an den Grundfesten des menschlichen Zusammenlebens.
Durch meine gesundheitlichen Erfahrungen 2021 und 2022 habe ich meinen Nachrichtenkonsum reduziert. Ausgesuchte Themen versuche ich, durch verschiedene Kanäle für mich besser einordnen zu können. Und Leute, ich verlasse mich dabei ganz sicher nicht auf irgendeine Auswahl durch Social Media. Das hilft mir am ehesten, mit all dem Chaos da draußen klar zu kommen. Ob mir dabei die Wahrheit untergekommen ist? Ich hoffe doch. Und wie ist das bei euch?
Cambridge Analytica
der Rest ist bekannt :)