Blog-Renaissance: Gute Nachrichten!

Was erzählt der Uhle hier? Blog-Renaissance? Was bitte soll das denn sein? Grob gesagt: Der Blogger-Szene wird gerade neues Leben eingehaucht. Und das sind zweifelsohne gute Nachrichten. Nein, liebe Freunde, ich meine nicht „Klickt euch rein auf meinem Blog bei Instagram“. DAS. SIND. KEINE. BLOGS. Jedenfalls ist das, was ich so feststelle und was man so alles zu lesen bekommt, etwas wirklich großartiges. Und darüber muss ich einfach mal ein paar Worte verlieren. Vielleicht interessiert es euch ja.

Was ist denn nun diese Blog-Renaissance?

Die Renaissance ist die wohl schillerndste Epoche der Menschheitsgeschichte. Das französische Wort für „Wiedergeburt“ steht für ein Zeitalter, in dem die kulturellen Leistungen der alten Griechen und Römer wiederbelebt wurden. Durch das umfangreichere Wissen im Vergleich zur Antike ergaben sich aber auch bahnbrechende neue Perspektiven. Man war nicht mehr so eingeschränkt wie im Mittelalter. Botticelli, da Vinci, Raffael, Gutenberg, Praetorius, Agricola und, und, und: Alle gehörten dazu.

Und bei den Blogs kommt das Ding gerade wieder. Deshalb erzähle ich euch hier von der Blog-Renaissance. Ja, Freunde, das lustige Publizieren ohne irgendwelche Zwänge und ohne das ganze Taktieren wegen der Algorithmen und Likes kommt zurück. Was kümmert mich Social Media, wenn ich als Leser einen gut sortierten Feed habe? Was soll ich als Autor mit den Plattformen, wenn ich meinen Blog habe? DAS ist es, was derzeit passiert. Und das ist gut so.

Aber mit der Blog-Renaissance meine ich noch was anderes: Mit dem Wissen von heute werden vielleicht viele Fehler nicht mehr gemacht, wie sie zur Hochzeit von Social Media gemacht wurden. Um die Analogie weiter zu spinnen: Das Mittelalter im Internet ist das Zeitalter der Zeitverschwendung in den Timelines der Plattformen. Jetzt bricht allmählich die neue Zeit an. Und das ist es, was ich am Ende Blog-Renaissance nenne.

Die Textheinis sind zurück

Allüberall sehe ich neue Blogs sprießen oder reaktiviert werden, manchmal, ziemlich oft, im Newsletter-Gewand, aber das ist nebensächlich. Blogs are back. We are so back. Der anhaltende Niedergang von Twitter war das Beste, das uns Textheinis passieren konnte.

Marcel Weiß auf Mastodon

Im Oktober 2023 war ich mir nicht so richtig einig darüber, wie ich meinen Blog weiter mit den sozialen Netzwerken im Einklang halten kann. Es gab Jahr für Jahr immer wieder Wortmeldungen darüber, dass Blogs tot seien. Und was habe ich schon alles über den RSS-Feed gelesen: So ein Relikt! Das gehört abgeschafft! Dafür habe ich doch <beliebige Plattform denken> oder Google News. Echt jetzt? Ich habe mich immer gewundert, dass andere so denken.

Tja, und dann war es passiert: Datenlecks bei LinkedIn oder Datenschutz-Verstöße bei Facebook oder die Nummer mit Twitter / X. Die Liste mit den Skandalen ist endlos. Und dann gibt es quasi als Gegenpol das Fediverse: Alles, was offen miteinander spricht und dabei als zentrales Austausch-Protokoll „ActivityPub“ verwendet. Mit letzterem fühlen wir Textheinis uns pudelwohl. Und so sprießen die Blogs und deren Zugriffe, als ob jetzt der zweite Frühling da ist. Eine Blog-Renaissance eben.

Das macht sich auch in den Besucherzahlen bemerkbar. Hatte ich sonst pro Woche vielleicht 1500 oder 1700 Besucher, habe ich nun zwischen 2200 und 3000 Besucher pro Woche. Auch das gehört zur Blog-Renaissance dazu. Ich meine, genauer will ich es gar nicht wissen. Aber das ist schon beeindruckend. Offenbar wollen auch die Leute wieder mehr in Blogs lesen, als sich von irgendeiner Plattform diktieren zu lassen, was einen zu interessieren hat.

Scheiß auf Veröffentlichungszeiten

Es gab mal Zeiten, da haben Heerscharen von Experten erzählt, wann man seine Artikel veröffentlichen soll. Am besten zwischen 09:00 Uhr und 17:00 Uhr und möglichst zu diesen und jenen Zeiten auf den Plattformen breittreten. Na klar: Jede Plattform hat ihre eigene Zeit, darauf muss man tunlichst achten. Soll ich euch mal was sagen? Es ist mir scheißegal, wann irgendwer auf irgendeiner der Plattformen meine Artikel liest. Bei über 100000 Zugriffen in einem Jahr insgesamt spielen 900 von dort keine Rolle mehr.

Die Erkenntnis zur Blog-Renaissance: Von Social Media kommt niemand

Wir haben es mittlerweile nach 22 Uhr in Mitteldeutschland. Jaja, keine Sau guckt mehr auf Social Media rum, veröffentliche ja nicht um diese Zeit. Aber warum nicht? Es kommt doch eh niemand von dort hierher. Dann kann ich es auch komplett dort bleiben lassen. Wisst ihr, nachdem sich die Menschen vom Mittelalter befreit hatten, haben die sich gedacht: Sowas passiert mir nicht nochmal. Wir, die wir einen auf Blog-Renaissance machen sagen uns: Sowas wie Social Media passiert mir nicht nochmal.

Nein, ich haue meinen Kram raus, wann es mir passt. Wann immer ich was zu sagen habe, werfe ich das meinen Lesern vor die Füße. Es gibt genügend Leute, die wissen, wie man einem Blog vernünftig folgen kann. Es gibt auch unzählige Anleitungen dazu im Internet. Und nach dem, was ich selbst so auf den Plattformen mitbekomme, muss dort auch niemand mehr seine Zeit totschlagen. Gehen wir zurück in die Blogs, machen wir eine richtige Blog-Renaissance! Macht ihr mit?

10 Replies to “Blog-Renaissance: Gute Nachrichten!”

  1. Das sind wirklich gute Nachrichten, Henning. Das freut mich sehr. Ich habe auch nie gesagt, dass Blogs tot sind. Die Nachrichten bestätigen das. Und die ganzen Blogs in den sozialen Medien sind für mich auch keine Blogs. Natürlich mache ich mit.

    Lorenzo

  2. Wirklich gute Nachrichten! Ohne Blog kann ich mir mein Netz-zentriertes Leben nicht wirklich vorstellen. Am 3. März werde ich das 25.Jahr Digital Diary feiern – und hoffe, noch dabei zu bleiben, solange ich die Tasten treffe! :-)

  3. Was für gute Nachrichten! Auch, wenn mir das bisher ehrlichgesagt ziemlich egal war und ich meine Beiträge auch nicht groß auf irgendwelchen Plattformen bewerbe. Nicht mal einen Newsletter gibt es, ich konzentriere mich lieber auf das, was mir Spaß macht.
    Unsere Blogs, unsere Regeln! Und es gibt tatsächlich genug Menschen, die noch gerne lesen und deren Aufmerksamkeitsspanne über dem Niveau eines Goldfisches liegt.

  4. Ich blogge seit 2003, seit 2009 durchgängig und seit September 2022 Daily. Mindestens. Ich bin mittlerweile bei stabil 5000 Besuchern pro Tag. Ohne irgendwelche SM-Links oder SM-Werbung oder sonstigen Mist. Von Suchmaschinen kommen lediglich 5% meiner Leser, 95% sind organisch, Ausreißer bis 16.000 Leser am Tag finden dann statt, wenn mal wieder ein Aufreger drunter ist, der in den Foren diskutiert wird. Ein Hersteller hat meinen Blog mit einem Newsletter an 50k Abonnenten beworben – der Traffic steigerte sich für zwei Tage um 0,1 Promille.
    Wirklich wichtig ist vor allem, guter, spannender, aktueller Inhalt und Daily Content. Wenn es gelingt, beim Leser zur täglichen Routine zu werden, hat man gewonnen. Wenn ich mal drei Tage „schlampere“ brauche ich drei Wochen, um den Traffic wieder aufzubauen.
    Social Media ist tot. Ich habe mich vor nem Vierteljahr mehrere Stunden mit einer PR-Tante unterhalten, die mir erklärt hat, wie das heutzutage mit Insta und Tiktok geht – bis ich nen Notebook aufgeklappt und ihr gezeigt habe, was ich für Zugriffe, Reichweite und Interaktionsraten habe. „Mit nem Blog??????“ Dann war Ruhe und das spöttische „Boomer – keine Ahnung“ war vorbei.
    SM hat sich durch den Werbemüll selber ins Aus gekickt. Aufmerksamkeitsspanne von Sekunden? Klar – das ist genau die Zeit, die heute ein User braucht um festzustellen, dass das, was er gerade liest, nichts als Werbung ist.
    Solange Blogger Werbung aus ihren Texten fernhalten, gehört ihnen die Zukunft.

  5. Für eine (noch) höhere Beliebtheit von Blogs ḱönnte es unter Anderem helfen, die rückständige Impressumspflicht endlich abzuschaffen und Abmahnungen auf Arbeitsrecht und Verbraucherschutz zurechtzustutzen. Aber solange viele Abgeordnete Rechtsanwälte sind, wird die eine Krähe der anderen schon nicht ihr Geschäftsmodell zerhacken.

  6. Am Wochenende begann im Fediverse eine Spamwelle und diese Spamwelle profitiert(e) sehr von Instanzen auf veralteten Mastodon-Versionsnummern mit offener Registrierung. Zuviel Real Life bzw. niedrige Aufmerksamkeitsspanne + offene Registrierung=Spammerparadies.

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