Musik und Familie – So war das Alles

Musik bestimmt unser ganzes Leben. Wer mir erzählen will, dass man auch ohne auskommt, und zwar dauerhaft, lügt sich dabei selbst einiges in die eigene Tasche. Es gibt so wilde Sprüche dazu. Einer lautet: „Musik fragt nicht, Musik versteht“. Und irgendwie stimmt das auch. Ich will hier mal was persönliches aufschreiben. Denn irgendwie ist mir danach. Ja, es hängt auch damit zusammen. Warum soll ich auch was anderes behaupten? Und es ist schon so, dass dabei immer Melodien eine Rolle gespielt haben.

Musik war immer Teil meines Lebens

Ich stelle euch mal die Herrschaften oben vor. Links ist meine Oma. Die ist 2000 gestorben. Sie kam aus Böhmen, hatte wohl was mit einer Zither am Hut. Ich kann mich auch an ein Akkordeon erinnern. Und sie war, soweit ich weiß, auch beim Radio. Daneben seht ihr meine Mutter. Die wurde immer vom Radio begleitet, egal wann und wo. Der freundlich lächelnde Herr dann ist mein Vater, der als Kind Geige lernen musste und später dann ein ganz passabler Sänger mit Bass-Stimme war. Ach ja, rechts bin ich mit 23, 24 und „Rotzbremse“.

Musik spielte bei mir immer eine große Rolle. Ob es die „Märchenzeit“ von Karat war, mit der ich aufwuchs, oder Vaters Liebe zur klassischen Musik oder die Vorliebe meiner Oma für Ernst Mosch oder auch Mutters Liebe zu Bruce Springsteen: Es gab unfassbar viel Musik in meinem Leben. Ich weiß noch genau, wie mein Vater mir damals ständig erklärt hatte:

Wenn du „Geig, du alter Esel“ kennst, weißt du, dass die Saiten einer Geige g-d-a-e sind.

Mein Vater

Mit „Born in the U.S.A.“ vom Springsteen konnte weder meine Oma noch mein Vater etwas anfangen. „Hottentotten-Musik“ war das. Ich tippe aber mal darauf, dass sie das ewige Lieblingslied meiner Mutter ebenfalls gemocht hätten. So kam es, dass ich unfassbar viele musikalische Einflüsse erfahren habe. Und es wurden immer mehr, je älter ich wurde. Jetzt, da niemand der drei Menschen mehr da ist, müssen wir mal schauen, wie das so bei mir geworden ist.

Rock? Elektro? Klassik? Ist es nicht egal?

Es gibt Millionen und Abermillionen Auffassungen über Musik. Meine Fresse, was man da schon alles gelesen hat! Ich meine, wenn ich mir überlege, was so alles bei mir eine Rolle gespielt hatte, greift man sich schon an den Kopf. Ey, was zum Teufel war denn „Inge Pawelczik“ von „Pankow“? Ich habe immer abends im Dunkeln im Bett Radio gehört. Zur Kinder- und Jugendzeit war es der Sender DT64. Und der spielte solche Musik.

Ich bin aber auch immer mal wieder über „richtigen“ Rock gestolpert. Natürlich kennt man als Sohn einer Rock-Lady „Stairway to Heaven“ und „Smoke on the Water“. Aber ich kann mich erinnern, dass ich als Kind mit dem Schneebesen als Mikrofon vor dem Fernseher herum tanzte, meine Eltern zur Weißglut brachte und „New York Groove“ von „Hello“ mit grölte. Schlimmer war es eigentlich damals nur mit „In Zaire“ von Johnny Wakelin.

Meine Mutter war früher mal eine Weile lang in Reiner Schöne verliebt. Wie sie wuchs er in und bei Weimar auf. Und so war es auch völlig klar, dass sie die DDR-Single „Schau her“ von ihm gekauft hatte. Und so spielte eben auch Jazz eine Rolle bei uns. Wie eben auch Blues in Form von Big Bill Broonzy. Mein Vater wiederum hatte sich nie Beethoven, Wagner oder Chopin nehmen lassen. Und das war auch gut so.

Ich tauchte aber irgendwann in die Welt von OMD ein. Und irgendwann spielten Techno, House, Electro und sowas eine Rolle. Aber dann gab es dieses „The Ghost of Tom Joad“. Springsteen war ein zuverlässiger Begleiter in meinem Leben. So, wie es auch meine Mutter immer war. Ernst Mosch und Karel Gott, die meine Oma vergötterte, waren irgendwie nie mein Fall. Und mit Klassik konnte ich auch nie viel anfangen. Beeinflusst hatte es mich dennoch.

Dank Corona…

Ich habe ja erzählt, wie groß die Rolle immer war, die die Musik in meinem Leben spielte. Wer diesem Blog schon länger folgt, weiß auch, wie sehr ich mich damit beschäftige. Das wurde durch die Pandemie nicht etwa weniger, sondern eher mehr. So habe ich mir ein Keyboard angeschafft. Und nach einiger Zeit hatte auch wieder etwas hörbares zusammen gefummelt. Und ich habe angefangen, diverse YouTube-Kanäle zu verfolgen, die sich mit Musik und den Hintergründen beschäftigen.

Naja, und da war dann diese Musik, die zwar schon Metal war, aber eben auch viel mehr. Wirre Rhythmik, atemberaubende Musikalität, alles mögliche, Progresse Metal halt. Und so habe ich mit offenem Mund und mit tausend Fragen im Kopf gelauscht, wie Dream Theater die Single „The Alien“ rausgehauen haben und damit von oben auf die Welt geschaut haben, wie die Menschheit mit der Pandemie und der Erde umgeht.

Dank Corona konnte ich ein paar geplante Konzerte mit meiner Frau bisher nicht besuchen. Ich weiß, dass die Bands, die wir uns anschauen wollten, nicht untätig geblieben sind. Aber es ist schon was anderes, dann auch auf einem Konzert zu sein. Wie habe ich damals die OMD-Sommerparty geliebt! Irgendwann wird es das wieder geben. Zurzeit wäre es halt etwas blöd.

Bewahrt euch die Musik!

Ja, meine Oma stammte aus dem Egerland. Meine Mutter wurde dort geboren, eine Tante auch. Die Region ist durchtränkt mit Musik. Ja, man verbindet das mit uffta-uffta-tätärääää. Ernst Mosch war ja so ein Exemplar. Und diese Polka-Ramtamtam-Musik blieb meiner Oma auch erhalten. Meine Mutter war aber Rock-Lady. Erst die Beatles, die Everly Brothers oder so, später dann immer Bruce Springsteen. Und irgendwie hat das abgefärbt.

Abgefärbt hatte auch der Zarathustra von Johann Strauss oder das Halleluja von Händel oder Beethoven’s Mondscheinsonate. Naja, und nicht zuletzt auch der Tannhäuser von Richard Wagner. All diese Sachen hörte mein Vater gern. Und obwohl ich zur damaligen Zeit nichts damit anfangen konnte, hatten mich all diese klassischen Sachen mit geprägt. Und ganz ehrlich: Jetzt, mit 48, finde ich diese Sachen sogar ziemlich gut.

Bewahrt euch die Musik! Es gibt nichts besseres. Keine Arbeit, kein Stress, keine Drogen, was auch immer kann euch so viel geben wie Musik. Und zwar immer das Passende zur aktuellen Stimmung. Das ist es, was der Ausspruch ganz oben soll. Die Musik stellt dir halt keine blöden Fragen. Sie ist einfach da. So hatte auch der Casi seinen aktuellen Artikel gemeint. Es ist am Ende das Beste, was uns passieren kann. Also bei all den Irren da draußen. Oder etwa nicht?

Meine Familie hatte mich zur Musik hingebracht. Ich weiß nicht, ob mein Leben ohne all diese Erfahrungen ärmer gewesen wäre. Es wäre aber in jedem Fall weniger bunt gewesen. Denn ehrlich: Der Bogen Wagner-Springsteen-Mosch-OMD ist dann ja doch schon ziemlich enorm. Aber das ging halt. Ich habe mich dann darauf eingelassen. Macht das auch. Das ist es wert.

One Reply to “Musik und Familie – So war das Alles”

  1. „[…] Und so war es auch völlig klar, dass sie die DDR-Single „Schau her“ von ihm gekauft hatte. […]“

    Als echter Gentleman hätte er die ihr aber auch schenken können!

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