Google+ ist tot und wird demnächst eingestellt

„Ach, das gibt’s noch?“ So oder so ähnlich könnte irgendwer bei dem Begriff „Google+“ denken. Seit gestern Abend aber dreht die Internetwelt deswegen durch. Aber am Ende ist es einfach nur konsequent, was der amerikanische Internet-Riese da treibt. Kurz gesagt: Google+ wird eingestellt. Daran gibt es auch nichts mehr zu rütteln. Das hatte eine Sicherheitsmaßnahme namens „Project Strobe“ zu Tage gefördert.

„Project Strobe“ lässt Google+ sterben!1!1!

Mal ehrlich: Wie intensiv haben Sie Google+ genutzt? So aufgeräumt und gut angelegt das Netzwerk auch sein mag, es war doch irgendwie nur eine Randerscheinung. Es war vor Jahren notwendig, ein Profil bei Google+ zu haben, wenn man diverse Google-Dienste benutzen wollte. Also war es am Ende vielleicht ein notwendiges Übel. Dass das so ist, zeigt sich auch an den Nutzeraktionen dort, von denen fast alle weniger als 5 Sekunden dauern.

Und nun gab es das „Project Strobe“. Das Verb „to strobe“ steht für das regelmäßig wiederholte Abtasten. Dabei haben Sicherheitsexperten von Google herausgefunden, die Schnittstelle zu Google+ – also die API – in unsicherer Art und Weise von diversen Anwendungen benutzt wurde. Mit anderen Worten: Ein Fehler (Bug) wurde in dieser Schnittstelle ermittelt. Und der hat enorme Auswirkungen für das soziale Netzwerk.

Die enorme Sicherheitslücke existiert wohl seit 2015 (Als Cambridge Analytica in den Medien war), und im Frühling diesen Jahres wurde sie entdeckt. Aber sie wird nicht geschlossen. Das lohnt sich nicht bei der geringen Nutzung des Netzwerks. Stattdessen wird Google+ für Privatanwender abgeschaltet. Denn die Sicherheitsleute können nicht konkret benennen, welche Nutzer betroffen sind, welche Daten entwendet wurden. Mit der Lücke hatten Angreifer Zugriff auf:

  • den vollen Namen
  • die Email-Adresse
  • Geburtsdatum
  • Geschlecht
  • Profilfotos
  • Wohnort
  • den Arbeitgeber
  • Beziehungsstatus

Es handelt sich also um die „Über mich“-Seite des Profils. Angeblich sollen zu keiner Zeit Daten wie Telefonnummer, Emails, Einträge bei Google+, Direktnachrichten oder irgendeine andere Kommunikation betroffen gewesen sein. Aber wer glaubt das denn? Und somit wird die Geisterstadt, die das soziale Netzwerk oft genannt wird, nach und nach für Privatanwender heruntergefahren und im August 2019 endgültig eingestellt.

Wie geht es weiter?

Sie werden sich jetzt bestimmt fragen, was denn da weitergehen soll, wenn das soziale Netzwerk eingestellt wird. Aber das ist ja nicht so ganz richtig. Denn es wird ja für Privatanwender eingestellt, nicht für alle. Wer das Netzwerk sonst so nutzt? Naja, von Google+ existiert eine Enterprise-Version, die Teil des G Suite-Pakets ist. Und hier wird das Netzwerk wohl weitergehen, wie es scheint.

Es ist also geplant, das Netzwerk wie „Yammer“ bei Office 365 zu betreiben. Aber was wird denn mit der Sicherheitslücke? Die besteht ja nach wie vor. Und sie soll ja auch nicht geschlossen werden. Eine knappe halbe Million Benutzerprofile wurden kompromittiert. Das haben dann ja bestimmt die Firmen mitbekommen, die die G Suite benutzen. Werden die dann künftig auch noch auf Google+ setzen? Ich bin unschlüssig.

Die Geisterstadt geht sterben

Bisweilen heißt es, dass Google+ das zweitgrößte soziale Netzwerk ist. Na klar, Facebook ist größer. Aber die Interaktionen auf der Plattform stehen weit zurück im Vergleich zu anderen – auch deutlich kleineren – Plattformen. Aus diesem Grund spricht man vom roten Netzwerk von einer Geisterstadt. Dass das nur teilweise stimmt, weiß ich auch. Aber der Internetriese hat sich offenbar etwas völlig anderes damit versprochen.

Angenehm war, dass nicht so viel Bling-Bling vorherrschte und Werbung eigentlich keine Rolle spielte. Und dass Google+ komplett anders funktionierte als Facebook, sah man auch an der eigenen Spiele-Plattform, die bereits 2013 wieder eingestellt wurde. Nun geht also die Geisterstadt sterben. Und es kristallisiert sich einfach mal die Erkenntnis heraus, dass Google einfach keine sozialen Netzwerke kann.

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