Ukraine-Krieg und kein Ende in Sicht

Neulich schrieb ich vom Ukraine-Krieg. Da war diese Nummer noch ganz am Anfang. Ich fühle mich nach wie vor nicht gut dabei, darüber hier im Blog zu schreiben. Es ist halt so, dass man sich schon ziemlich allein dabei fühlt, was östlich von Polen so passiert. Und ganz ehrlich: Da hilft auch nicht der drölfzigste Brennpunkt oder Liveblog oder sonstwas dabei. Und erst recht nicht all diese Wortmeldungen im Internet, von denen man einen ganzen Haufen nicht nachprüfen kann. Mir wäre es allerdings am liebsten, wenn die ganze Sache ein Ende hätte. Und zwar ein friedliches.

Der Ukraine-Krieg und die Lügen

Habt ihr auch in eurer Verwandtschaft einen afrikanischen König oder Prinzen, der euch immer mal mit einer Millionensumme beglücken will, wenn man ihm nur erstmal was überweist? Seht ihr, ich auch nicht. Aber diese dämlichen Spam-Nachrichten kennt ihr. Die kommen bei mir auch immer mal wieder um die Ecke. Nur habe ich festgestellt, dass aus irgendeinem Ibrahim oder so nun ein Serhei oder Ihor geworden ist. Ja, Freunde, die Spam-Versender nutzen gleich mal den Ukraine-Krieg.

Es ist ja ohnehin famos, wie hoch das Lügengebilde gewachsen ist. Ich meine: Klar, da haben wir den Wladimir, der den „Irren Iwan“ macht. Allerdings ist er dabei weitaus weniger erfolgreich, als er sich erhofft hatte. Darüber hinaus haben wir auch die ganzen Falschmeldungen aus dem slawischen Riesenreich. Aber das ist ja nun noch längst nicht alles. Wir haben Social Media Kampagnen, die von allerlei Fronten her gebastelt wurden. Wisst ihr noch, was stimmt und was Lüge ist?

Nehmt es mir mal bitte nicht übel, wenn ich den Überblick verloren habe. Es ist ja auch schwierig, wenn die klassischen Raster zum Erkennen von Fake News auch nicht mehr immer angewendet werden können. Fakt ist für mich nur eines: Der Wahnsinnige im Kreml hat nicht damit gerechnet, dass sich die von ihm aufgehetzte Armee derart die Zähne beim Ukraine-Krieg ausbeißen würde. Und das ist doch schon mal was, wenn auch nicht viel.

Kriegslüsterne Labertaschen

Wenn ich mich so umhöre, was da so in der letzten Zeit in Funk und Fernsehen und eben auch im Internet erzählt wird, wird mir schlecht. Da wird davon palavert, Truppen in die Ukraine zu schicken oder eine Flugverbotszone zu verhängen. Aber was würde denn dann passieren? So sehr man die Forderung vielleicht verstehen kann, aber den Irren könnte es auf die Idee bringen, die EU oder die NATO anzugreifen. Und sorry, das muss doch mal bitteschön verhindert werden.

Natürlich kann keins der beiden Bündnisse ein ganzes Volk im Ukraine-Krieg vor die Hunde gehen lassen. Aber wenn man eingreifen würde, würde es die ganze Sache nur verschlimmern. Anders sieht es mit der Versorgung mit Waffen und Munition und eben auch Hilfsgütern aus. Letztere würden sogar einen humanitären Zweck erfüllen. Wenn man jetzt allerdings selbst Truppen schicken würde, würde man viel schlimmeres auslösen. Bis hin zum Dritten Weltkrieg.

Der tobt ja ohnehin im Internet. Beide Kriegsparteien (Nein, Belarus zählt nicht, da es nur ein Anhängsel ist) überziehen die jeweils andere mit Cyber-Attacken. Insofern haben wir weitaus mehr Fronten als die sichtbaren. Jede Schwäche wird ausgenutzt. Deshalb wäre es doch clever, einfach mal nichts zu sagen. Man wäre ja auch bescheuert, die Versogungsrouten bekannt zu geben. Das müssen auch die kriegslüsternen Labertaschen in den Talkshows fernab der Frontlinien erkennen.

Wildgewordene Symbole

Symbole im Ukraine-Krieg - Bild von Dušan Cvetanović auf Pixabay
Symbole im Ukraine-Krieg – Bild von Dušan Cvetanović auf Pixabay

Erinnert ihr euch noch an „Je Suis Hebdo“? Es gab Profilbild-Erweiterungen für die sozialen Netzwerke, Fotos wurden in den Landesfarben Frankreichs gefärbt und all sowas. Es war sicherlich gut gemeint. Aber bringt das etwas? So ungefähr ist das eben auch mit allerlei blaugelben Farbenspielen jetzt beim Ukraine-Krieg. Ich dachte ja neulich, ich sehe nicht richtig, als der ganze Bundestag – außer der AFD – einem riesigen Display zugeklatscht hatte, auf dem Wolodymyr Selenskyj zu sehen war.

Das bringt den Menschen keinen Frieden. Auch drängt es die russischen Aggressoren nicht zurück. Und es fängt auch Putin nicht ein. Wenn die Vorratstanks der deutschen Tochter von Gazprom schon vor dem Winter leer waren, hätte man Sanktionen machen müssen und sich umorientieren müssen. Jetzt kann man nicht einfach sagen: Schade, wir können uns von Russland nicht so schnell abnabeln. Aber genau das müsste passieren. Ein sofortiges Embargo wäre wohl sehr wirksam.

Da sind wir aber genau bei dem Thema: Auch jetzt, da der Ukraine-Krieg alle Welt in Atem hält, zeigt sich, dass Resilienz eben nicht weit genug gedacht wurde. Nun hüpft halt Wirtschaftsminister Habeck von einem Diktator zum nächsten, um für eine stabile Gas-Versorgung zu sorgen. Hätte man vor Jahren die Energieversorgung umgedacht, wäre das nun nicht notwendig. So bleiben wildgewordene Symbole. Und noch scheint es so zu sein, dass Putin tun und lassen kann, was er will.

Ich will nicht mehr

Ich habe lange überlegt, ob ich mich nochmal zum Ukraine-Krieg äußere. Allerdings müssen die Gedanken nun einmal raus. Ich finde die Hilfsbereitschaft quer durch ganz Europa und auch in Deutschland sagenhaft. Das hätte ich angesichts der Erfahrungen während des Syrien-Krieges nicht erwartet. Und das gibt mir Hoffnung, dass eben doch nicht alles im Abendland verloren ist. Meiner Meinung nach ist das der Schlüssel zum Erfolg. Neben der Belieferung der Ukraine und der unbedingten Suche nach Alternativen.

Aber sonst: Ich will nicht mehr. Der Verrückte im Kreml (vielleicht ist er da ja auch gar nicht mehr) muss eingebremst werden. Und dann muss er und sein Gefolge für die Kriegsverbrechen gerade stehen. Und letztlich muss die Ukraine wieder aufgebaut werden. Denn die Welt braucht das Land. Wie soll denn der Hunger auf der Welt im Zaum gehalten werden, wenn der Ukraine-Krieg ewig dauert? Ich bin zutiefst pazifistisch. Und deshalb hoffe ich darauf, dass der Spuk bald vorbei ist.

2 Replies to “Ukraine-Krieg und kein Ende in Sicht”

  1. Hi Henning,
    So eine mail habe ich heute auch bekommen. Sogar fast offiziell aussehend mit einer Webseite von einem Anwaltsbüro und der passenden Domäne in der mail. Das Geld (läppische 14,5 Millionen € – als wenn ich dafür eine mail beantworte – sollten 50:50 aufgeteilt werden. Ich die Hälfte und eine soziale Stiftung die andere Hälfte). Aber dass die Menscheit komplett Scheisse ist, ist ja nichts neues. Zufällig gestern dazu in der „MaiThink X – die Show“ dazu einen interessanten Beitrag zu dem „öffentliche Güter Spiel“ gehört. Spoiler: Jeder ist ein Egoist! Aber ist ja nix neues, oder?
    Wenn ich höre, dass alte Knacker Ukrainerinnen Unterkunft gegen „Gefälligkeiten“ anbieten, würde ich am liebsten kotzen – wie verstellt muss der moralische Kompass sein, zu glauben, dass Frauen, die einen Mann in der Ukraine haben, der für die Freiheit und Zukunft seiner Familie kämpft, sich von alten Typen mit Wellfleisch am Arsch begrabschen lassen?
    Ich will die Berichte aus der Ukraine und die ewigen Lügen Putins gar nicht mehr sehen und hören. Ich komme mir selber etwas mies dabei vor: sitze hier in einer schönen warmen Wohnung, habe zu essen und zu trinken, gehe abends in ein warmes Bett ohne Angst haben zu müssen, dass mir Nachts der Arsch weggebombt wird. Es zeigt sich ja, wie schnell sich das ändern kann – vor 3 Wochen haben die Menschen in der Ukraine sicher auch noch die alltäglichen Probleme gehabt – Abends TV geschaut, mit den Kindern Hausaufgaben gemacht. Das erdet – zeigt, dass Frieden trügerisch ist und sich jederzeit ändern kann. Dazu kommt das Gekummel und Geschachere. Das was Putin gemacht hat um Einfluss in anderen Ländern zu bekommen, macht jetzt die Bundesrepublik um nicht mehr abhängig vom russischen Gas zu sein: Länder mit Devisen unterstützen, in denen Menschenrechte ein Fremdwort sind.
    Bei mir ist der Fernseher seit Tagen aus – ich hör nur noch Radio. Bissken Chillout-Mukke.. und ich hoffe jeden Tag, dass dieser Albtraum endlich vorbei ist..

  2. Lieber Henning,

    wie fast immer beginne ich mit den Dank über deine Zeilen.

    Als ebenfalls zutiefst überzeuger Pazifist ist es mein größert Wunsch diesen und weitere Kriege zu beenden.

    Das Problem mit dem Hunger und der Weizenkammer Ukraine könnte man wohl durch eine Anpassung der EU-Agrarpolitik und etwas verzeicht auf Fleisch abfedern oder gar lösen:
    https://www.sonnenseite.com/de/umwelt/nahrungsmittelkrise-durch-ukraine-krieg-erfordert-handeln-auf-der-nachfrageseite/

    Wie die Politik agiert (Wilde Symbolpolitik mit aufzeigen das irgendwas getan wird, statt Evaluierung und Umsetzung einer längerfristigen Lösung) macht mich mittlerweile nur noch hoffnungslos. Der Umgang mit dem Ukrainekonflikt reiht sich da an eine lange Kette ein.

    Was mir in den meisten Nachrichten fehlt (Arte ist hier meine große Ausnahme), ist der Versuch die Gründe dahinter zu beleuchten:

    * Wer profitiert davon
    * Welche Vorteile haben die direkten und indirekten Akteure (sei es Nato, sei es die Wirtschaft usw.)

    Eine direkte Konforntation, respektive Krieg, sollte vermieden werden. Europa hat, korrigiert mich gern, nach dem Weltkrieg eine Politik des Friedes betrieben (wirtschaftliche Verflechtungen über Ländergrenzen hinweg, so dass sich kein Land in der EU ein Krieg leisten kann). Diese Politik sollte weiter betrieben werden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert