The Interwebz: Soziale Netzwerke sind tot

Es gibt keinen Grund, warum ich den Artikel „The Interwebz“ überschriftet habe. Aber es gibt halt auch keinen Grund, irgendwas XYZ 2.0 zu nennen. So kommt das. Grundsätzlich ist der Begriff eine Verballhornung. Der ist ein geflügeltes Wort im Internet. Und weil so vieles schief läuft und irgendwelche Leute die kommerziellen Social Media Plattformen als „Das Internet“ bezeichnen, muss ich eben mit diesem Begriff um mich werfen. Denn es ist nicht mehr zum Aushalten. Nebenbei läuft bei mir „Havoc and Bright Lights“ von Alanis Morissette.

On The Interwebz

„Besuchen Sie uns im Netz“: Schon mal gehört? Damit kommen Unternehmen, Medienschaffende, alle möglichen Organisationen um die Ecke und meinen damit: „Guck mal, wir sind bei Facebook“. Das ist so dieses „Klicken Sie sich rein“, was ihr immer mal wieder bei „Das Beste der Achtziger, der Neunziger und von heute“ hört. Das hat sich dann irgendwann mal verselbständigt, und plötzlich hieß es „Look I’m on teh interweb“, wenn es um solche Auswüchse ging.

Ich weiß nicht mehr, wie oft ich hier erzählt habe, dass die kommerziellen Social Media Plattformen eben nicht das Internet darstellen, sondern nur einen Teil davon, der noch dazu hinter einer Login-Schranke liegt. Habt ihr euch einmal angemeldet, bewerfen sie euch mit Werbung, lesen aus, was ihr so treibt, und veranstalten sonstwas mit euren Daten. Nee, danke, darauf kann ich immer mehr getrost verzichten.

Ja, wir müssen einen Unterschied machen: Das, was als das Fediverse bekannt ist (also Mastodon, Friendica, Pixelfed et cetera peh peh), funktioniert anders, da dort eure Daten eure Daten bleiben. Wer heutzutage zu Facebook reinschaut, kriegt die Krise. Dieser Tage erhielt ich das Popup, dass ich mich entscheiden soll: Abo oder Werbung? Nach der Auswahl „Werbung“ war Facebook für mich nicht anders als vorher. Aber ich bekomme Augenkrebs davon. Das ist ja Wahnsinn. Das ist also euer The Interwebz, ja?

Who The Fuck is Social Media?

„Euer Internet ist nur geborgt“, schrieb vor Jahren mal Sascha Lobo. Und wer eben nach wie vor meint, „Ich gucke mal rein“ würde implizieren, man kenne sich mit dem Internet aus, liegt falsch. Es sind eben nicht die „Nametests“, die Umfragen, die Reels und Stories und was auch immer, die das Internet darstellen. Aber das habe ich auch schon mal erzählt. Facebook, Xitter, ja auch Bluesky und so sind eben nicht „sozial“, weil dieses Wort bedeutet: „Die Gesellschaft / das menschliche Miteinander betreffend“.

Und dafür sind die kommerziellen Plattformen einfach nicht geschaffen. Sie sind zum Geldverdienen da und zur Optimierung dieses Bewerbs. „Sozial“ kommt vom lateinischen Wort „socialis“, das zu „socius“ abgeleitet wurde und schlicht „teilnehmend“ bedeutet. Auf den kommerziellen Plattformen nimmst du nicht teil, sondern schließt dich an die Plattform an. Das ist ein himmelweiter Unterschied. Wenn, dann passt „sozial“ eher zu Mastodon, Pixelfed etc. Denkt an das Wort „Teilhabe“.

Warum sind die Netzwerke tot?

Naja, tot sind Facebook, Xitter, YouTube, Bluesky etc. nicht. Aber sie sind unbenutzbar. Alanis Morissette singt gerade „Here comes the feeling“. Und ich habe eben auch das Gefühl, dass mich die Plattformen ausgeschlossen haben, weil ich mich nicht an sie verkaufe. Mit ein bisschen Abstand stellt man eben leider fest, wie verdorben diese Plattformen sind. Das, was euer The Interwebz ist, stellt sich für mich so dar:

  • Auf Facebook sehe ich außer Werbung, Vorschlägen, irrelevanten Gruppen und dergleichen kaum noch irgendwas. Auch schon vor der oben genannten Auswahl habe ich so gut wie keine Kontakte mehr auf Facebook mitbekommen.
  • Was ist Xitter? Elon Musk hat ja Twitter in X umbenannt, deshalb Xitter. Das ist für mich komplett unbenutzbar, weil nur noch Hetze und dergleichen stattfindet, wenn man nicht genau aufpasst.
  • Instagram, Pinterest, Snapchat, TikTok? Nie von ihnen gehört, wobei ich ja mal auf Pinterest aktiv war, aber der Feed für mich unzumutbar wurde.
  • Wegen meiner Musik nutze ich eigentlich ganz gern YouTube, wenn nicht die Drangsaliererei mit dem Werbeblocker wäre. Ach, und außerdem werden mir da irrelevante Mädels in möglichst knappen oder engen Klamotten angezeigt, die ihren möglichst ausgeprägten Cameltoe zur Schau stellen.
  • Mit Bluesky wurde ich bis heute nicht warm.

Diese Liste ginge noch weiter. Aber ich habe da einfach keine Lust drauf. Und ich merke, dass ich noch nicht mal etwas zur Selbstbeweihräucherung bei LinkedIn aufgeschrieben habe. Aber das ist auch mehr oder weniger egal. Ich wollte mich eigentlich immer nur austauschen. Aber das ist eben alles nicht möglich. The Interwebz ist kaputt und damit das, was ihr Soziale Netzwerke nennt, tot. Es ist eine harte Erkenntnis, aber man kommt auf keine andere Erkenntnis.

Wie soll man sich denn dann austauschen?

Ich habe ein paar ziemlich gute Discord-Server gefunden, um mich zu musikalischen Themen auszutauschen. Ihr wisst ja, dass das ein Hobby ist, das mich sehr beschäftigt. Deshalb hat es auch eine Weile gedauert, bis ich den Artikel hier angefangen habe. Mein Interesse ist eben derzeit mehr bei Ableton und dem Herumfummeln mit Sounds als beim Wegscrollen von all dem Uninteressanten „on the Interwebz“. Da das eben produktiver ist als alle Plattformen zusammen.

Ich muss allerdings auch sagen, dass ich relativ wenig bei Mastodon schreibe, da ich meine Zeit irgendwie anders nutze. Und so komme ich unweigerlich zu der Frage: Brauche ich überhaupt Timelines, Feeds, Streams? Wenn nein, wie tausche ich mich dann aus? Da bleibt doch eigentlich nur der Blog. So habe ich meinen festen Kanal, in den mir niemand reinquatscht und bei dem mir kein erhobener Zeigefinger irgendwelche Verhaltensregeln einbläuen will.

Es tut mir dann zwar leid für all die verlorenen Seelen, die denken, dass sie mir dann nicht mehr „on the Interwebz“ folgen können. Man kann meinen Blog abonnieren. Das habe ich oft genug erzählt. Diese ganzen „Was schreibt man denn so in diese Blogs“-Frager sollen mal schön „on the Interwebz“ bleiben. Und sagt mir nicht, dass „niemand“ Blogs liest. Denn das stimmt nicht:

The Interwebz spielen mit nicht mal 1000 Aufrufen von insgesamt 100657 im Jahr keine Rolle.
The Interwebz spielen mit nicht mal 1000 Aufrufen von insgesamt 100657 im Jahr keine Rolle.

Nee, das ist mir alles zu doof mit den Plattformen. Ich lasse meine Accounts noch dort. Vielleicht fangen die sich ja irgendwann mal wieder. Aber im Moment bleibe ich dabei: The Interwebz ist tot.

3 Replies to “The Interwebz: Soziale Netzwerke sind tot”

  1. Mir gehts ähnlich, FB hab ich seit Monaten nicht besucht, auf X muss ich „aufpassen“, um nicht nur nervige Hetze zu erleben, entsprechend minimiert ist meine Nutzung. Mit Mastodon und Bluesky werde ich nicht warm…
    Bei Youtube hab ich allerdings ein Abo, das lohnt sich für mich, denn dort finde ich wirklich Videos zu allem, was mich so sporadisch interessiert. Ohne Werbung ist es toll!
    Weniger schön ist, dass ich dort in den Kommentaren offenbar keinen Link setzen darf, jedenfalls wurde meine „Reaktion“ auf einen Vortrag zum Thema Klima (siehe Namenslink) einfach gelöscht.

  2. Aber die Buttons zum teilen behältst du noch tapfer auf deiner Seite, was? ;)
    Übrigens: „Social“, nicht „sozial“. Also Gesellschaftlich. Das wurde von Anfang an in DE falsch betrachtet, und die klassischen Medien tun auch nix, um das zu ändern (warum auch, denken die sich)

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